Die Sterilisationsoperation des Mannes (Vasektomie)


 

Die Sterilisation durch Unterbrechung der Samenleiter ist für den Mann die sicherste Methode zur Verhinderung einer Zeugung. Anders als bei der Kastration (Entfernung der Keimdrüsen) läßt die Sterilisation die Fähigkeit zum Geschlechtsverkehr bestehen. Sie führt jedoch zur dauernden Unfruchtbarkeit. Die Operation bedeutet einen endgültigen Schritt und der Entschluß zum Eingriff sollte unter Abwägung aller Eventualitäten (Änderungen der persönlichen Verhältnisse wie Todesfälle, Scheidung, Wiederverheiratung) sehr sorgfältig überlegt werden, um spätere seelische Belastungen zu vermeiden.Zwar läßt sich der Eingriff in einem sehr aufwendigen und kostspieligen Verfahren wieder rückgängig machen, die Erfolgsgarantie kann jedoch nie gegeben werden. Ebenso ist das Verfahren der künstlichen Befruchtung durch Spermienisolierung aus Hodengewebe bzw. Einfrieren von Samenflüssigkeit vor der Vasektomie (Kryokonservierung) mit hohen Unkosten verbunden und stellt dann keine natürliche Befruchtung mehr dar. Sollten Sie Überlegungen zu derartigen Dingen anstellen, rate ich dringend von der Operation ab.


 


 

Operationsbeschreibung

 

Es werden 4 örtliche Betäubungsspritzen gesetzt. Dabei wird die Haut am Hodensack an zwei kleinen Schnittstellen links und rechts betäubt, außerdem erfolgt eine Betäubung der beiden Samenstränge im Bereich der Leistenkanäle. Über 2 winzige Schnitte am Hodensack werden die beiden Samenleiter isoliert, durchtrennt und jeweils ein Stück entfernt. Die entfernten Samenleiter werden zur mikroskopischen Kontrolluntersuchung eingesandt. Die Samenleiterenden werden mit einer elektrischen Pinzette zugeschweißt, unterbunden, umgebogen und nochmals unterbunden. Das verwendete Nahtmaterial löst sich nur sehr langsam auf, so daß die Unterbindungsstellen noch relativ lange als kleine Verdickungen tastbar sind. Anschließend werden die beiden Wunden wieder schichtweise verschlossen, die Hautfäden lösen sich von selbst auf und fallen nach ca. 14 Tagen beim Duschen ab. Sie brauchen nur in seltenen Fällen gezogen zu werden.

 


 

Risiken und Komplikationen

 

Den Erfolg seiner Behandlung und ihre absolute Risikofreiheit kann kein Arzt garantieren. Die allgemeinen Gefahren ärztlicher Eingriffe wie Nachblutung (in 0 bis 18 % der Fälle), Infektionen (in 0 bis 6 % der Fälle) und Wundheilungsstörungen (in weniger als 1 % der Fälle) sind bei diesem Eingriff aber außerordentlich gering.

Ab und zu tritt eine geringe Schwellung der Hoden und ein „Spannungsgefühl“ im Organ auf, das aber durch Hodenhochlagerung und konsequente Kühlung in der Regel rasch rückläufig ist. Es resultiert aus der Tatsache, daß die Hoden nach Unterbindung der Samenleiter erst lernen müssen, die produzierten Spermien selbst wieder abzubauen.

In seltenen Fällen kann es zu Nebenhodenentzündungen (0,4 bis 6 % der Fälle), Abszessen (bis 5,5 % der Fälle), Blutergüssen (0 bis 15 % der Fälle) und Bindegewebswucherungen an den Unterbindungsstellen (Spermagranulombildungen) (5 bis 15 % der Fälle) kommen, die weitere ärztliche Behandlung erfordern. Daraus resultierende Folgeoperationen stellen die absolute Ausnahme dar.

Durchblutungsstörungen des Hodens bei Verletzung von kleinen Gefäßen können in seltenen Fällen zu einer Verkleinerung des Hodens führen. Bei Entzündungen (Abszessen), die auf den Hoden übergreifen, ist prinzipiell sogar der Verlust eines Hodens denkbar, wobei diese Komplikation wegen der extremen Seltenheit nach diesem Routineeingriff praktisch zu vernachlässigen ist. 

Verletzungen von Strukturen, die für die Erektion verantwortlich sind, kann es bei der Operation nicht geben. Dennoch klagen einzelne Patienten nach dem Eingriff über Erektionsstörungen, die dann immer psychischer Natur sind (Verarbeitungsprobleme des Eingriffes). In diesen Fällen hilft immer die kurzzeitige Einnahme eines der modernen Potenzmedikamente.

Als anlagebedingte, außerordentlich seltene Fehlbildung können neben den 2 normalen Samenleitern zusätzliche vorhanden sein, die der Operateur bei seinem Eingriff nicht entdeckt; der Samentransport und die Zeugungsfähigkeit bleiben dann erhalten.  

Prinzipiell ist der Eingriff als sichere Methode anzusehen. Trotzdem können sich die unterbundenen Samenleiterenden in seltenen Fällen von selbst wiedervereinigen und eine erneute Durchgängigkeit für Samenflüssigkeit und damit eine erneute Fruchtbarkeit ermöglichen. Insbesondere bei der Bildung von Spermagranulomen ist dieses Risiko erhöht. In der Literatur wird das Risiko für spontane Wiederverbindung mit 0 bis 4 % angegeben. Sogar späte Wiederverbindungen nach bis zu 8 Jahren sind als Einzelfälle in der Literatur beschrieben worden. Daher ist die Sicherheit der Verhütung durch Vasektomie (ebenso wie bei der „Pille“ der Frau) nicht 100 %. In meiner persönlichen Operationsstatistik ist es bislang zu keiner Wiedervereinigung der Samenleiter gekommen.

 


 

Eintritt der Unfruchtbarkeit

 

Eine Unfruchtbarkeit wird erst nach Entleerung der diesseits der Unterbindung noch vorhandenen Samenfäden erreicht. Dies dauert in der Regel 8 bis 12 Wochen (in Einzelfällen sogar bis zu 12 Monate !) und erfordert Ejakulationen in regelmäßigen Abständen. Erst wenn 2 Ejakulatproben unter dem Mikroskop untersucht worden sind und in beiden Proben keine Samenfäden mehr vorhanden sind, kann auf die Verwendung von empfängnisverhütenden Mitteln verzichtet werden (Absetzen der „Pille“).